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Mario Büscher
Redakteur

Liebe Leserinnen und Leser, 

wenn wir mit Menschen hier bei uns im Café über die Probleme in der Stadt sprechen, landen wir früher oder später bei Bildung. Geht’s um Müll auf den Straßen, könnte bessere Aufklärung und mehr Bildung helfen. Hohe Arbeitslosigkeit? Dagegen hilft Bildung. Selbst die großen Wahlerfolge der AfD gäbe es mit besserer Bildung nicht, sagen uns viele. Und bei unserer Wahlveranstaltung mit Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl wählten die Teilnehmenden das Thema auf den ersten Platz der Wichtigkeitsskala.

In unserer heutigen Ausgabe geht es deshalb darum. Denn jetzt könnte alles besser werden. Vor gut einem Jahr haben Bund und Länder ein Programm auf den Weg gebracht, das die Unterschiede zwischen Schulen ausgleichen und unser Bildungssystem gerechter machen soll. 20 Milliarden Euro fließen deutschlandweit über zehn Jahre in Schulen, an denen viele Schülerinnen und Schüler aus armen Familien lernen - häufig mit Migrationsgeschichte. Durch das Startchancen-Programm sollen die Basiskompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen, aber auch soziale und emotionale Kompetenzen gefördert werden. In Gelsenkirchen ist der Bedarf hoch: 40 Schulen nehmen an dem Programm teil, bundesweit sind es 4.000 Schulen.

Wir wollen herausfinden, ob das Programm seine Ziele erreichen kann. Dafür brauchen wir die Hilfe der Menschen, die an den Schulen arbeiten. Leiten Sie diese Mail daher gerne an Freunde und Bekannte weiter. Unter correctiv.link/startchancen haben wir einen CrowdNewsroom eingerichtet. Die Teilnahme dauert zwischen fünf und zehn Minuten und würde uns sehr helfen.

Schlechte Voraussetzungen für arme Kinder

Das Bildungssystem steckt bundesweit in einer Krise, aber hier in Gelsenkirchen zeigt sich das nochmal besonders. Über die Sprachprobleme vieler Erstklässler haben wir vor ein paar Wochen schon berichtet. Auch nach vier Jahren Schule können viele Kinder Studien zufolge nicht richtig lesen und rechnen.

Besonders betroffen sind Kinder aus armen Familien und mit Migrationsgeschichte. Sie verlassen die Schule häufiger ohne Abschluss, gehen seltener aufs Gymnasium und an die Uni. Durch das Startchancen-Programm sollen Kinder und Jugendliche mit genau diesen Biografien besser gefördert werden.

Das Ziel: In den kommenden zehn Jahren soll das Lernumfeld verbessert werden, damit dann mehr Schülerinnen und Schüler richtig lesen, schreiben und rechnen können. Lernumfeld, das heißt besser ausgestattete Unterrichtsräume, neue Lernmaterialien und mehr Personal.

Die Gelder verteilen sich dabei auf drei Fördersäulen:

  • Säule I: Investitionen in eine zeitgemäße und förderliche Lernumgebung – etwa Lese- oder Sofaecken
  • Säule II: Bedarfsgerechte Lösungen in der Schul- und Unterrichtsentwicklung – zum Beispiel Lehrmaterialien, individuelle Schulprojekte und Fortbildungen für Lehrkräfte
  • Säule III: Zusätzliche Fachkräfte, damit multiprofessionelle Teams gestärkt werden

76 Millionen Euro über zehn Jahre

19 Schulen sind in Gelsenkirchen bereits vor einem Jahr ins Programm gestartet, 21 weitere folgten zu Beginn des jetzt laufenden Schuljahres. Rund 76 Millionen Euro können die 40 Schulen für Investitionen in eine „lernförderliche Umgebung“ bis 2034 ausgeben. Einige Schulen in der Stadt wollen Ruheräume einrichten oder neu gestalten, die Lichtanlage ihrer Aula modernisieren oder ergonomische Tische und Stühle kaufen. Von den 76 Millionen Euro übernimmt der Bund 53 Millionen Euro. Rund ein Drittel muss die Stadt selbst tragen, das ist der sogenannte Eigenanteil, den es bei vielen Förderungen gibt: 23 Millionen Euro sind das im Fall von Gelsenkirchen, die die Stadtverwaltung, als Schulträger, in den kommenden zehn Jahren in den chronisch klammen Haushalt einplanen muss, um die volle Fördersumme zu erhalten. Die Investitionen über diese sogenannte Säule I müssen zusätzlich erfolgen. Normale Sanierungsarbeiten, die ohnehin stattfinden müssen, dürfen hingegen nicht durch das Programm gedeckt werden.

Besseres Material und mehr Personal

Aber nicht nur für Umbauten und neues Mobiliar gibt es Geld. Die zweite Säule des Startchancen-Programms ist das sogenannte „Chancenbudget“. Darüber können die Gelsenkirchener Schulen Lehrmaterialien bestellen oder Lehrerinnen und Lehrer auf Fortbildungen schicken, die das Land NRW zusammengestellt hat. Über weitere knapp 600.000 Euro für das vergangene Schuljahr und rund 1,1 Millionen Euro für 2025/2026 aus diesem Topf können die Schulen frei verfügen.

Über die dritte Säule des Programms dürfen die Schulen zusätzliches Personal einstellen, vor allem aus dem Bereich der Schulsozialarbeit. Pro Schule gibt es mindestens eine halbe Stelle und je nach Größe noch mehr.

Darum sind so viele Gelsenkirchener Schulen dabei

Welche Schulen an dem Programm teilnehmen können, regelt in NRW der Schulsozialindex. Damit stuft die Landesregierung Schulen danach ein, ob sie viel oder wenig Förderbedarf haben. Bewertet wird das nach Kriterien wie der sozialen Lage der Schülerinnen und Schüler. Eine Rolle spielt etwa der Bildungsabschluss der Eltern und wie viele Kinder in Familien mit wenig Einkommen leben, aber auch die Sozialstruktur des Stadtteils. Zudem fließt mit ein, wie viele Kinder an einer Schule eine Sprachförderung brauchen und wie viele aus Familien kommen, in denen nicht vorwiegend Deutsch gesprochen wird.

Die Landesregierung hat festgelegt, dass öffentliche Grundschulen mit einem Sozialindex zwischen sechs und neun am Startchancen-Programm teilnehmen dürfen, bei weiterführenden Schulen zwischen sieben und neun. Die Skala reicht von eins bis neun. Es handelt sich also um Schulen, die mindestens einen gewissen Förderbedarf haben. 

Das ist ein transparentes Kriterium, heißt gleichzeitig aber auch: Schulen, an denen die Situation vielleicht nur etwas besser ist, gehen leer aus. Das könnte dazu führen, dass die Stadtverwaltung Gelder besonders für Startchancen-Schulen vorhält, eben weil es wegen der zusätzlichen Landesförderung zusätzliches Geld gibt.

Geld allein reicht nicht

Vor dieser Veröffentlichung habe ich die Leitungen aller teilnehmenden Schulen angeschrieben und gefragt, wie das Programm läuft. Einige Schulen stehen derzeit noch am Anfang des Projekts, andere haben bereits viele Materialien bezogen und planen bauliche Maßnahmen. Die Kommunikation mit dem Land und der Stadtverwaltung als Schulträger läuft in vielen Fällen gut. Einige Direktorinnen und Direktoren berichten aber über eine enorme Belastung. Dass das Programm nicht zu mehr Arbeit führt, wie es zu Beginn hieß, sei „lächerlich“, erklärte mir der Direktor einer teilnehmenden Hauptschule.

Mit der Mehrarbeit kommt der Schulleiter der Gesamtschule Ückendorf gut klar. Das könne aber auch an seinem vergleichsweise großen Leitungsteam liegen - an anderen Schulen sehe das häufig anders aus. Grundsätzlich hält Achim Elvert das Programm für sinnvoll. Er bezweifelt aber, dass das Budget am Ende vollständig abgerufen werden kann. Das hat mehrere Gründe.

Dadurch, dass in Gelsenkirchen so viele Schulen am Programm teilnehmen können, erwartet Elvert, dass die Schulen unfreiwillig in Konkurrenz um knappe Ressourcen geraten. „Wenn jetzt alle Schulen beispielsweise einen Workshop mit dem Theater machen wollen, wird das nicht aufgehen“, sagt Elvert.

Ein weiteres Problem: Das „Chancenbudget“ der Säule II darf nicht in mehr Personal gesteckt werden. Das aber würde Elvert besonders helfen. „Wir brauchen vor allem Leute“, sagt er. Könnte er für die 56.000 Euro, die seine Schule zur freien Verfügung bekommt, Mitarbeitende einstellen, würde ihm das womöglich mehr bringen, als zusätzliche Materialien. Dabei geht es Elvert nicht nur um gut ausgebildete Lehrkräfte und Fachkräfte für Schulsozialarbeit. „Alltagshelferinnen und -helfer würden uns schon sehr helfen. Aber die können wir nicht über das Programm bezahlen.“ Genauso wenig wie etwa Logopäden oder Theaterpädagogen. „Mir kommt es ein wenig so vor, als hat der Bund hier eine einfache Lösung gesucht: Hier ist das Geld, jetzt arbeitet damit.“ Für die Schulen sei das aber nicht immer die beste Lösung.

Personal kann nur über die dritte Säule des Programms eingestellt werden, mit engen Vorgaben. Einige Schulen konnten mittlerweile neue Schulsozialarbeiter einstellen. Andere finden keine Leute: Der Arbeitsmarkt ist weitestgehend abgegrast, außerdem sind die Stellen über das Startchancen-Programm zunächst befristet. Das macht die Stellen deutlich unattraktiver - vor allem wenn sich Schulsozialarbeiter quasi aussuchen können, wo sie arbeiten wollen.

Fakt ist aber auch: Das Programm läuft gerade erst an. An einigen Stellschrauben könnte in den kommenden Jahren vielleicht noch gedreht werden. Gerade deshalb wollen wir mit Hilfe von Lehrkräften und anderen Schulmitarbeitern jetzt schon genauer hinschauen:

Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit dem Startchancen-Programm gemacht? Ist das Geld richtig eingesetzt? Kann das Programm die gesteckten Ziele vor Ort an den Schulen wirklich erreichen? Wo müsste nachgebessert werden? 

Um diese Fragen zu beantworten, haben wir eine Crowdrecherche gestartet, Sie finden sie unter folgendem Link: 

Haben Sie Lehrerinnen und Lehrer, Schulsozialarbeiter oder Direktorinnen in Ihrer Familie oder in Ihrem Freundeskreis? Dann leiten Sie den Link zur Umfrage bitte weiter. Je mehr Leute teilnehmen, desto besser klappt unsere gemeinsame Recherche.

Wenn Sie noch Ideen haben, wie wir möglichst viele Mitarbeitende in Schulen erreichen, schreiben Sie uns gerne an gelsenkirchen@correctiv.org.


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Mitreden

Ihre Reaktionen auf unsere Wahlanalyse

Wir haben nach der Wahlanalyse im Newsletter vor einer Woche einige Reaktionen von Ihnen bekommen. Ein paar Leserinnen und Leser teilten die Nachdenklichkeit meines Kollegen Tobias Hauswurz, andere zeigten sich entsetzt über das starke Abschneiden der AfD. 

Ein Leser schrieb uns, die AfD würde ihre Wähler von der Realität entkoppeln. Anders könne er es sich nicht erklären, dass in einer armen Stadt wie Gelsenkirchen so viele Menschen eine Partei wählen, die für eine besonders wirtschaftsliberale und anti-soziale Politik stehe. Demokratische Parteien sollten sich nicht von der AfD erpressen lassen, schreibt er weiter, sondern ihr eigenes Profil wahren und für Integration, Miteinander, Toleranz und Vielfalt eintreten. Diesen Appell richtet er vor allem an die CDU.

Die CDU ist auch Thema einer anderen Zuschrift: Ein Leser schrieb uns, er habe das schlechte Abschneiden der CDU als Faktor für das AfD-Ergebnis in unserer Analyse vermisst. Wir haben zwar geschrieben, dass es auch für die CDU ein schlechtes Wahlergebnis war, aber grundsätzlich hat er Recht: Wir haben uns vor allem auf die SPD fokussiert. Dafür gibt es gute Gründe, die wir in der vergangenen Woche ausführlich dargestellt haben. Zum ganzen Bild gehört, dass die Gelsenkirchener CDU nicht so abschneiden konnte, wie auf Bundes- oder Landesebene. Ganz im Gegenteil: Während die Partei NRW-weit deutlicher Sieger der Kommunalwahlen ist und auch die Bundestagswahl im Februar gewann, konnte der Gelsenkirchener Kreisverband mit seinem auf Ordnung und Sicherheit fokussierten Wahlkampf nicht überzeugen und hat nach dem auch schon schlechten Bundestagswahl-Ergebnis noch mehr Wähler verloren. Naheliegend, dass viele davon ihr Kreuz auch bei der AfD gemacht haben dürften. Auch der CDU trauen viele Wähler in Gelsenkirchen offenbar nicht zu, die Probleme wirklich zu lösen.

Ein anderer Leser wiederum blickte ebenfalls auf die  SPD und empfahl den Gelsenkirchener Genossen die Lektüre eines Interviews mit ihrem Hammer Parteikollegen und Oberbürgermeister Marc Herter in der Zeit. Das Interview ist tatsächlich lesenswert. Herter sagt, in Hamm sei es gelungen, die AfD mit Familien- und Wirtschaftspolitik klein zu halten. Wirkungsvoll sei auch, konsequent über lokale Themen zu sprechen und nicht so viel über Probleme, die sowieso nur in Berlin gelöst werden können.

Gewalt im Jugendfußball

Unsere Kollegen von CORRECTIV haben zusammen mit dem Magazin 11Freunde am Dienstag eine Recherche über Gewalt im Jugendfußball veröffentlicht. Sie zeigt: Der deutsche Fußball hat ein Missbrauchsproblem. 

Hunderte Kinder und Jugendliche waren in den vergangenen Jahren von Gewalt betroffen. In 37 Fällen wurde seit 2020 deutschlandweit wegen Gewalttaten gegen minderjährige Sportlerinnen und Sportler ermittelt. Die Verdächtigen: Häufig Trainer aus den eigenen Vereinen. Betroffen sind mindestens 130 Geschädigte, dokumentiert in über tausend einzelnen Taten. Fünf dieser Verfahren stammen aus Nordrhein-Westfalen.

In einer Online-Umfrage schilderten CORRECTIV und 11Freunde außerdem 500 Menschen ihre Gewalterfahrungen, die sie als Minderjährige im Fußball gemacht haben. In den meisten Fällen geht es um sexualisierte Gewalt von Trainern gegenüber Kindern und Jugendlichen. Aber auch Betreuer, Schiedrichter, und Spielerberater werden in der Umfrage genannt. Eins haben die Schilderungen gemeinsam: Die Täter nutzten ihre Macht und das Vertrauen der Minderjährigen aus.

Die Taten umfassen geheime Filmaufnahmen, Betäubungen mit Medikamenten und Drogen, unsittliche Berührungen, sexuelle Handlungen und Vergewaltigung. Die Übergriffe fanden sowohl auf dem Vereinsgelände der Fußballmannschaften statt als auch in Privaträumen und Fußballcamps. 

Vor einigen Wochen haben auch wir über einen Fall mutmaßlicher sexueller Nötigung im Zusammenhang mit einem wichtigen Gelsenkirchener Sportfunktionär berichtet. 

In der Umfrage der Kollegen werden neben sexualisierter Gewalt auch andere Gewaltformen geschildert: rassistische, antisemitische und homofeindliche Äußerungen, Ohrfeigen, Schläge, Bodyshaming, Essensentzug oder schweres Mobbing.

Ein mittlerweile erwachsener Jugendfußballer aus Gelsenkirchen berichtet in der Umfrage zum Beispiel von antisemitischen Beleidigungen. „Sei kein scheiß Jude” sei eine Standardbeleidigung in seiner Mannschaft gewesen. Sanktionen habe es dafür nie gegeben, es habe niemanden interessiert.

Wir möchten die Recherche der Kollegen gerne aufnehmen und Sie ermutigen: Schildern Sie uns ähnliche Erfahrungen, die Sie gemacht haben. Schreiben Sie uns vertraulich an gelsenkirchen@correctiv.org oder bei Signal unter 0170 7062042 oder teilen Sie Erfahrungen über dieses Formular - das ist auch anonym möglich. 


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Im Spotlight...

...auf der Bühne

25.09.2025 – Der Zauberer von Öz, Opus Özil – Lesung mit Akın Emanuel Şipal

Das Theaterstück „Der Zauberer von Öz, Opus Özil” wird im Oktober am Theater Bremen uraufgeführt. Schon vorher, am 25. September liest Akın Ausschnitte aus dem Stück bei uns im Spotlight-Café und spricht mit der Spotlight-Redaktion darüber, was wir aus dem Fall Özils über das Zusammenleben und Integration lernen können.

Beginn: 19 Uhr
; Ort: Spotlight Gelsenkirchen, Arminstraße 15, 45879 Gelsenkirchen; Eintritt frei

02.10.2025 – Wie geht es nach der Wahl weiter?

Um diese Frage zu beantworten, haben wir die Ratsfraktionsvorsitzenden von SPD (Axel Barton), CDU (Sascha Kurth), Grünen (Adrianna Gorczyk) und Linken (Martin Gatzemeier) zur Diskussion eingeladen.

Wir wollen über die anstehenden Koalitionsverhandlungen sprechen, aber vor allem einen Ausblick auf die politischen Herausforderungen der kommendenen Jahre werfen. Wir immer mit Ihnen zusammen im Austausch.

Beginn: 19 Uhr; Ort: Spotlight Gelsenkirchen, Arminstraße 15, 45879 Gelsenkirchen; Eintritt frei

09.10.2025 – Mitsing-Konzert mit MALMØ

Das Gelsenkirchener Akustik-Duo MALMØ spielt Cover-Songs im Lagerfeuer-Stil – so, dass alle Mitsingen können. Wird spaßig, kommen Sie vorbei!

Beginn: 19 Uhr
; Ort: Spotlight Gelsenkirchen, Arminstraße 15, 45879 Gelsenkirchen; Eintritt frei

16.10.2025 Integration damals und heute - Spotlight im Gespräch mit Osman Okkan

Gelsenkirchen und das Ruhrgebiet waren schon immer von Zuwanderung geprägt. Integration war seit jeher eine Herausforderung. Das ist sie bis heute. Der deutsch-türkische Journalist und Filmemacher Osman Okkan beschäftigt sich seit mehr als 50 Jahren mit dem Thema Integration. Mit ihm und dem Publikum gehen wir der Frage auf den Grund, welche Voraussetzungen es für eine gleichberechtigte Teilhabe braucht und was wir von früher für heutige Herausforderungen lernen können.

Beginn: 19 Uhr
; Ort: Spotlight Gelsenkirchen, Arminstraße 15, 45879 Gelsenkirchen; Eintritt frei

Alle unsere Veranstaltungen finden Sie unter gelsenkirchen.correctiv.org/veranstaltungen

...auf der Karte

In Sachen Pommes bin ich konservativ. Für mich passt nichts besser zu Fritten als Mayo. Das ist doof, weil ich aus Geiz meist nicht mehr als eine Soße zu Pommes bestelle und mir dann andere leckere Dips verborgen bleiben. Bei uns im Café ist das aber kein Problem. Zu den Knusperfritten (und auch zu den Süßkartoffelpommes) gibt es sowieso immer zwei Soßen. Heißt für mich: Einmal klassisch Mayo und einmal was verrücktes. Welche Kombi ist es bei Ihnen?

Schauen Sie gerne einfach mal in unsere Speisekarte!

Lecker Pommes. Hier in Kombination mit einem Burger. Leider keine Mayo.

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Die Woche auf einen Blick

+++ Bei der Integrationsratswahl in Gelsenkirchen wurden 269 Stimmzettel wegen einer Panne nicht mitgezählt und sie können auch erst nachgezählt werden, wenn der neue Stadtrat zum ersten Mal getagt hat. Stadt Gelsenkirchen

+++ Rigips eröffnete vergangene Woche eine neue Anlage an seinem Standort in Scholven, mit der das Unternehmen jetzt Platten aus recyceltem Gips herstellen kann. waz.de

+++ Ein Reisebüro in Gelsenkirchen soll Kunden betrogen haben, indem es bezahlte Reisen einfach nicht buchte. Viele Betroffene haben Anzeige erstattet, die Polizei ermittelt jetzt. wdr.de

+++ Ein neuer Roboter unterstützt im Marienhospital in Ückendorf bei Operationen. Mit 3D-Kameras und vier Roboterarmen soll er den Ärzten unter anderem  Tumoroperationen an Prostata und Blase erleichtern. waz.de

+++ Für die Stichwahl am Sonntag haben schon mehr Menschen per Brief abgestimmt als vor zwei Wochen bei der eigentlichen Kommunalwahl. Für den Postweg könnte es jetzt schon zu spät sein: Sie können Ihre Briefwahlunterlagen aber bis Freitag, 15 Uhr, in den Briefwahlstellen abgeben oder bis Sonntag, 16 Uhr, im Hans-Sachs-Haus einreichen. radioemscherlippe.de


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Köpfe im Spotlight

Diese Woche im Kurzinterview: Franz-Josef Haglauer, Organisator des Reparatur-Cafés im Alfred-Zingler Haus.

Franz-Josef Haglauer im Spotlight. Foto: Ronja Rohen
Was reparieren Sie am häufigsten?

Die Leute kommen mit allen möglichen Gegenständen, aber vor allem mit Haushaltsgeräten, Lampen oder auch Wasserkochern. Wir haben viele Ehrenamtliche, die sich besonders über Nähmaschinen freuen und sich da auch ordentlich festbeißen können. Es gibt auch Gegenstände, die wir nicht annehmen, zum Beispiel Kaffeevollautomaten. Die sind einfach zu kompliziert.

Warum ist reparieren so aus der Mode gekommen?

Viele Hersteller wollen nicht mehr, dass Gegenstände repariert werden. Sie verstecken zum Beispiel Schrauben, damit Produkte schöner aussehen. Zum reparieren sind diese dann schwer zu erreichen. Oder es werden immer wieder neue Schraubenköpfe entwickelt, sodass uns dafür die passenden Werkzeuge fehlen. Häufig ist reparieren auch zu teuer und nachkaufen viel günstiger. Manchmal haben unsere Besucher auch das Problem, überhaupt nicht an die passenden Ersatzteile zu kommen, weil die Hersteller sie nicht frei verkaufen.  

Wenn Sie eine Sache an Gelsenkirchen von heute auf morgen ändern könnten - was wäre das?

Ich würde mir wünschen, dass die braune Ideologie wieder verschwindet und die Menschen zurückfinden zu einem Miteinander und zu mehr Mitmenschlichkeit. Ich würde ändern, dass die Demokratie wieder wertgeschätzt wird und nicht mehr so von rechten Kräften mit Füßen getreten wird.

Franz-Josef Haglauer ist Diplomingenieur für Landschaftsarchitektur. Seit 2013 organisiert er das Reparatur-Café. Jeden ersten Montag im Monat können Besucher im Alfred-Zingler-Haus zusammen mit ehrenamtlichen Experten defekte Gegenstände reparieren – gegen eine Spende. Das Café entstand unter anderem, um Altersarmut entgegenzuwirken. Ältere Leute müssen sich die Sache nicht neu kaufen und sich nicht an kompliziertere Gegenstände gewöhnen. 


Das war es für diese Ausgabe. Schön, dass Sie wieder dabei waren. Kennen Sie eigentlich schon unseren Instagram-Account? Da melden wir uns auch zwischen den Newsletter-Ausgaben mit Infos zum Café und unseren Veranstaltungen. Egal, ob per Nachricht in den Sozialen Medien oder direkt in der Arminstraße: Meine Kollegen und ich sind dankbar für Feedback jeglicher Art. Sie können auch einfach auf diese Mail antworten.

Vielen Dank und bis bald! 

Ihr

Mario Büscher

An dieser Ausgabe mitgearbeitet haben Tobias Hauswurz und Ronja Rohen.


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Schon gewusst?

In Gelsenkirchen gibt es 40 Kleingartenvereine mit rund 3600 Parzellen. Allein der nach eigenen Angaben größte Verein in der Stadt, Gelsenkirchen Süd, verpachtet 275 Gärten. In den Nachbarstädten Essen (112 Vereine und 9000 Parzellen) und Bochum (80 Vereine und 5550 Parzellen) ist die Community nochmal größer. Allerdings haben beide Städte auch mehr Einwohner. In Herne gibt es, wie in Gelsenkirchen, 40 Vereine und darin 2500 Parzellen. 

Während der Corona-Pandemie hatten Schrebergärten einen Hype erfahren. Viele Menschen wollten an die frische Luft und etwas tun - das ging besonders gut im eigenen Garten. Die WAZ hatte allerdings vor einiger Zeit berichtet, dass es derzeit in Gelsenkirchen viele schnelle Wechsel bei den Pächtern gibt.


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